F. von Hebra


Der Arzt und seine Künstler

Bislang ist noch wenig darüber bekannt, wie der ‘Atlas der Hautkrankheiten’ entstanden ist und wie die drei Mitwirkenden von Hebra, Elfinger und Heitzmann zusammengearbeitet haben. Im Vorwort des Werkes erklärt von Hebra, daß er seit 1841 den Wunsch verfolgte, naturgetreue Abbildungen von Hautkrankheiten zu besitzen. 1843 kann er dafür den künstlerisch hochtalentierten Medizinstudenten Anton Elfinger an sich binden, der fortan ”jeden interessanten Fall ... nach der Natur in Lebensgrösse” zeichnet. Weil sich Elfinger als Arzt auf die Dermatologie spezialisiert, sei er, so von Hebra, in der Lage, Bilder von Hautkrankheiten auszuführen, ”welche alles bisher Gegebene an Naturtreue und künstlerischer Ausführung” übertreffen. Ab 1849 ist Elfinger offiziell als medizinischer Illustrator am Wiener Allgemeinen Krankenhaus angestellt. Von Hebra dürfte zur gleichen Zeit auf die Idee gekommen sein, einen dermatologischen Atlas herauszubringen. Elfinger überträgt die lebensgroß gemalten Hautbilder auf gleichgroße Lithographieplatten.Doch erst als die Wiener ‘Akademie der Wissenschaften’ mit einem stattlichen Zuschuß die Finanzierung des aufwendigen Werkes sichert, steht der Drucklegung nichts mehr im Wege. 1856 läuft von Hebras Atlaswerk an. Nach der dritten Lieferung, 1859, gerät es ins Stocken. Elfinger erhält ab diesem Jahr infolge der angespannten Haushaltslage keine Verlängerung seines Illustratorenvertrags mehr. Zudem machen sich erste Zeichen seiner Tuberkulose bemerkbar. Von Hebra beteiligt spätestens ab 1859 Carl Heitzmann an dem Projekt. Elfinger weist den neuen Mitarbeiter in die dermatologische Bildkunst ein. Das Verhältnis unter den Künstlern ist offen und kollegial. In seinen lithographischen Beiträgen zeigt Heitzmann stets an, welche Tafel auf einer Vorlage Elfingers basiert. Als Elfinger im Januar 1864 an den Folgen eines Blutsturzes stirbt, führt Heitzmann das Werk bis 1876 mit dem Erscheinen der 10. Lieferung zu Ende. Zwar erreicht er mit seinen Farblithographien nicht die Detailgenauigkeit und die plastische Tiefe seines Vorgängers. Dennoch bildet der Atlas ein ins sich geschlossenes Ganzes, das alle damals gängigen Hautkrankheiten in Text und Bild auf höchstmöglichem Niveau vorstellt.

(Abb. 5: Ferdinand von Hebra (1816-1880), vgl. Kat.-Nr. 9)

(Abb.6 : Anton Elfinger (1821-1864), vgl. Kat-Nr. 10

(Abb. 7: Carl Heitzmann (1836-1896), vgl. Kat-Nr. 11